Das Paradies ist mein Jetzt
Noch lassen sie mich zum Trost ausruhen.
Noch muss ich nicht zum Zahnarzt.
Noch droht kein Krankenhausaufenthalt.
Noch... wenigstens ein paar Monate lang,
halten im Mund die alten Füllungen
und Kronen der falschen Sicherheit.
Noch schlafe ich sanft in meinem Blumenbett,
in meinem schützenden Zuhause,
dankbar, doch verängstigt,
von der Vergänglichkeit des Glücks im Leben.
Noch kann ich sitzen, singen, aufstehen.
Noch ist kein Altenheim mein Gefängnis.
Keine Fremden und Pfleger umkreisen mich.
Ich spüre keine lästige Nässe im Körper.
Noch bin ich nicht inkontinent.
Noch wartet kein stummer Rollstuhl auf mich
oder die starken Arme von Helfern,
die die Last meiner abgestumpften Glieder heben.
Noch kann ich über meinen Zustand schreiben,
mein Ich.
Ich bin über mein Jetzt erleichtert
und will die Zukunft nicht mehr,
wie ich sie damals suchte,
als ich jemanden lieben durfte.
Noch habe ich ein Jetzt:
ein heißes Bad, einen Spaziergang,
etwas Geld für Wünsche, für Reisen.
Noch sterbe ich nicht sofort, einsam,
unbemerkt, mitten in der Nacht.
(Orginalbeitrag)