Schon im Garten meiner Großeltern
lag eine schwere große Decke
und nun
im Garten meiner Eltern
ich denke an mich
wie ich auf dieser Decke liege
erste Sonnenstrahlen
meine Mutter
wie sie friert und wir Kinder
deswegen eine Jacke tragen
ich denke an mich
als Kind
ziehe als Erwachsene eine Jacke an
ich fühle Geborgenheit
ich denke Sicherheit
und dann auch immer sofort alles
was es nicht ist
was nicht gewusst
was schwierig ist
an die vielen Male an denen ich meiner Mutter sagen wollte:
wusstest du das ist der Mensch der ich bin
an die genau gleichen vielen Male an denen ich geschwiegen
und meine Mutter meine Hand gedrückt hat
einfach so
einfach ein bisschen fester
ich denke an alles Ungesagte
fühle alles Verstandene
es gibt eine große schwere Decke
auf der ich vielleicht einfach bin
Mischtechnik auf Leinwand, 160x120 cm, 2021
PARADIESE
Unsere Vorstellung vom Paradies als eines Garten Eden, in dem Gleichheit, Frieden, Liebe und Glück herrschen, ähneln einander und sind doch in der Realität schwerlich zu verorten. Eden, jener ideale Ort der Glückserfüllung, entrückt, sobald man sich ihm zu nähern versucht. Dementsprechend ist die Suche nach dem Garten Eden entweder mit Illusion oder mit Desillusion verbunden.
Auf der Suche nach Idylle und nach einer heilen Welt bewege ich mich im Spannungsfeld zwischen Ideal, Interpretation und Wirklichkeit. Eine romantische Darstellung unserer Kulturlandschaft liegt mir fern; es geht mir um mehr als um das Idealisierende und das Atmosphärische. In meiner malerischen Auseinandersetzung beziehe ich mich auf extreme Phänomene in Zeiten des Klimawandels. Die Sehnsucht nach einer intakten Natur inspiriert mich und ich beziehe Stellung. Auf der Leinwand werden so paradiesschöne Landschaften sichtbar und auch ihre Brüchigkeit und Zerstörung.
Daheim zu bleiben, macht glücklich. Ich weiß, wo alles, was ich brauche, liegt, steht, hängt. Außer den paar Sachen, von denen ich nicht weiß, wo sie stecken. Aber ich habe Zeit, sie zu suchen. Ich bin nicht an einem fremden Ort.
Wenn ich auf meine kleine Rasenfläche schaue, fangen die Halme an, sich zu wiegen und zu biegen. Ich kann die Meeresbrandung deutlich hören, auch das Kreischen der Möwen.
Jetzt sehe ich auf die geschlossene Häuserzeile auf der anderen Straßenseite. Die weißen Wolken am blauen Himmel über den grauen Dachfirsten signalisieren mir die weite Ferne. An besonders glücklichen Tagen meine ich, die Spitzen der Pyramiden zu sehen.
Wenn ich eine Wühlmaus hätte, würde sie mich an Burgenbauen an der Nordsee erinnern. Die Nordsee liegt mir näher als Ägypten. Aber brauche ich nicht, denn ich habe ein glückliches Zuhause.
Abends im eigenen Bett bin ich froh, dass ich keinen Koffer packen muss; dass ich mein gewohntes Essen essen kann, auch Sushi und Heuschrecken, und dass ich auf meine eigene Toilette gehen kann – mit oder ohne Papier.
Schließlich bin ich kreativ und habe Zeit, einiges auszuprobieren.
20 x 30 cm, Kreide auf Tonpapier, 2020